10 gefloppte Nerd Filme, die einen zweiten Blick wert sind
“10 leicht trashige Filme, die ich immer wieder gucken könnte, die andere eher kacke finden” könnte die Überschrift auch lauten…
Mit diesem Post hebe ich ein schon leicht angeschimmeltes Stöckchen auf, welches mir jasonauric bereits vor längerer Zeit in Form seiner „Top 10 Guilty Pleasures“ zugeworfen hatte. Allerdings denke ich, dass seiner Liste – mit Verlaub – ein falsche oder zumindest verbesserungswürdige Annahme zu Grunde liegt, was eigentlich „Guilty Pleasures“ sind.
Per Definition und Wortbedeutung sind dies ja Filme, die dem betreffenden Zuschauer Freude bereiten, ihm jedoch trotzdem mit so etwas wie Schuldgefühlen heimsuchen, da er ahnt oder weiß, dass die meisten anderen Menschen dem Film in Frage nichts abgewinnen können oder ihn im Extremfall sogar für grauenvoll halten. Die Betonung liegt hier allerdings auf DIE MEISTEN Menschen, was dementsprechend eine gewisse Objektivität bei der Beurteilung eines Films nötig macht.
Deshalb hab ich meine Liste von Filmen von „fragwürdiger Güte“ mit den Bewertungen der Allgemeinheit auf Rotten Tomatoes abgeglichen, wo ein Film erst unter 60% als „rotten“, sprich unterdurchschnittlich gut, gilt. Die Filme werde ich absteigend auflisten, mit solchen Filmen, die so nischig und speziell sind, dass sie noch nicht mal Kritiker-, sondern lediglich Zuschauer- (ließ: Fanboy-) Bewertungen erhalten haben, als Schlusslichter der Liste.
Wird so ein „Zahlenbeweis“ nicht zu Rate gezogen, befinden sich nämlich plötzlich Blockbuster wie Disney’s Hercules mit einer RT-Bewertung von 84% oder der scheinbar doch allseits beliebte Star Wars: Episode III mit satten 80% in einer Liste wie der von Herrn Jasonauric. Und ich denke, wenn ein Film so viel Geld und positive Bewertungen einspielt, muss sich wohl niemand schuldig fühlen ihn ebenfalls toll zu finden. Es sei denn aus einer generellen Protesthaltung heraus erfolgreiche Schnulzen oder den Mainstreamgeschmack pauschal erst mal scheisse finden zu müssen. Diese rebellische Haltung legt sich irgendwann, versprochen.
Nun aber genug Definitionen und vorbereitendes Gelaber. Bei Filmen, einem Medium, das uns auf so vielen unterschiedlichen Ebenen anspricht, ist die Entscheidung, ob ein Machwerk als gut oder schlecht abgestempelt wird, letztendlich eine Frage des Geschmacks.
Hier sind meine Top 10 Guilty Pleasures:
Warlock – Satans Sohn (1989)
Rotten Tomatoes 53%
Mit 53%iger „Akzeptanz“ ist Julian Sands als fieser Hexenmeister nur knapp in diese Liste gekommen. Die Story um den durch die Zeit gereisten Redferne, der versucht Satans Sohn (Sands) aufzuhalten, ist immer noch einer meiner liebsten Fantasy-Horror-Filme. Der Film schäumt nur so über vor lustigen Ideen, gerade in Hinsicht auf die verschiedenen Hexenflüche und die Tricks auf der anderen Seite, wie man eine Hexe lahm legen kann (Nägel in Fußabdrücke schlagen, um Warlock zu verkrüppeln? Hammer! Pun intended). Überhaupt ist Sands ein grandioser Warlock, während Lori Singer ein herrlich verpeiltes Opfer abgibt.
Waterworld (1995)
Rotten Tomatoes 43%
Ich liebe diesen Film. Ja, er ist total cheesy und an einigen Stellen sogar schmerzhaft cheesy. Und doch ist die Atmosphäre des Films, die mich an „Mad Max in feucht“ erinnert, grandios. Wie der endharte Mariner da so mit seinem Katamaran rumsegelt und Riesenfische fängt, indem er sich selbst hinter seinem Boot als Köder anbietet, ist schon badass. Außerdem sind den Jungs während der Dreharbeiten mindestens 3 mal die schwimmenden Kulissen abgesoffen. Da muss man die armen Schweine doch irgendwie unterstützen, oder?
Freddy vs. Jason (2003)
Rotten Tomatoes 41%
Freddy ist kultig und Jason auch. Was liegt also näher, als die beiden unsterblichen Slasher aufeinander zu hetzen? Eigentlich ist es so ein Aufeinandertreffen ja ähnlich sinnlos wie der Kampf zwischen Superman und General Zod, doch der entstehende „Unsterblichen-Flipper“ ist bei Freddy vs. Jason an einigen Stellen deutlich unterhaltsamer.
Kull the Conqueror (1997)
Rotten Tomatoes 26%
Und hier haben wir schon den ersten von allein 3 Barbarenfilmen, die in dieser Liste zu finden sind. Mit wenigen Mainstream-tauglichen Ausnahmen wie Arnis Conan, werden Filme des „Bizeps, Busen und Bestien-Genres“ meist ebenfalls zu den Trashfilmen mit unterirdischen Bewertungen gezählt. Kevin Sorbo, der nach seiner Hercules-Serie wirklich nur noch für albernste Trash-Werke gebucht wurde (The Sword And The Sorcerer 2 hätte mich neulich fast zum Kotzen gebracht), finde ich Kull nach wie vor unglaublich spaßig. Klar, wurden die Special Effects auf einem Amiga 500 gemacht und die Handlung ist cheesy, doch es gibt jede Menge Kämpfe von coolen Heavy Metal Sounds untermalt. Mit seinem Spruch „By this axe I rule!“ wird mir Herr Sorbo immer in Erinnerung bleiben.
Conan the Barbarian (2011)
Rotten Tomatoes 24%
Dieser Film ist in meiner Wahrnehmung gereift wie ein guter Wein. Nachdem ich ihn in Erwartung eines zweiten Herr der Ringe mit einem Barbaren in der Hauptrolle zunächst verrissen hatte, darf er mittlerweile voller Stolz in der Fantasy-Ecke meines Bluray-Regals stehen. Und das hat jetzt nichts (nicht nur etwas *hust*) mit meiner Jason Momoa-Bromance zu tun. Sieht man über die vielen Cheesy Lines und die Alibi-Handlung hinweg, haben wir es hier immerhin mit der bislang stimmigsten Darstellung der Conan-Welt zu tun. Außerdem ist Momoa rein äußerlich ein deutlich besserer Conan als Arni, auch wenn er noch ein paar mehr Muskeln vertragen könnte. Unter dem Strich ist Conan einfach ein gelungener Fun Ride für Männer, für die der Unterhaltungswert eines Films durchaus darin bestehen kann, dass ein Opfer mit dem Katapult weg geschossen wird.
Resident Evil: Extinction (2007)
Rotten Tomatoes 22%
Der erste Resident Evil-Film, der mir echt gefallen hat. Ich habe auch erst mal keine Erklärung dafür. Vielleicht ist es das Mad Max-Wüsten-Szenario, das es mir angetan hat. Aber vielleicht ist der Film auch ein besser gemacht, als seine Vorgänger. Ich mochte die infizierten Zombie-Krähen, den unerwarteten Anfang mit den Klonen, den ganzen Fallout-Look und auch den Endkampf. Ach kommt schon, schaut euch noch mal den Trailer an und sagt mir – falls ihr ihn noch nicht gesehen habt – dass der nicht Lust auf mehr macht.
Doom (2005)
Rotten Tomatoes 19%
Die schlechte Bewertung dieses Films ist für mich besonders schwer nachvollziehbar. Ich gebe zu, dass der Film in erster Linie Fanboys der Ego Shooter-Reihe anspricht, doch auch allgemein als Space Horror-Film fand ich Doom passabel. Doch gerade für Fanboys wurde mit der grandiosen Ego-Perspektiven-Szene und einigen Schmankerln wie der BFG (Big Fucking Gun) doch einiges geboten. Ich war lediglich vom Endkampf enttäuscht. Wären hier ein paar der Marines Doom-typisch durch ein Portal in die Hölle gelangt und hätten ihre Raketenwerfer und MG-Magazine auf irgendeinen Erzdämon-Endgegner entleert – ich wäre im HIMMEL gewesen und hätte dem Film 10 von 10 Punkten gegeben…
Hansel & Gretel: Witch Hunters (2013)
Rotten Tomatoes 14%
DONT EAT THE FUCKING CANDY! Und das sagt Hänsel sogar in der deutschen Version des Films! Jetzt mal ehrlich, ein Splatterfilm mit Pump-Action-schwingenden Hänsel und Gretel in der Hauptrolle, der sich wagt so trashig Tanz der Teufel-Hexen im Wald Karate machen zu lassen, gehört doch in jede Filmsammlung. Ich hatte in meiner Filmkritik ja schon erklärt, warum der Film ein Nischen-Meisterwerk… oder zumindest mal verdammt unterhaltsam ist. Die Handlung ist einfach so wunderbar abstrus, dass man sich nicht komplett gegen ein amüsiertes Lächeln wehren kann: Hänsel hat Diabetes und Gretel ist ein Leder-Luder… C’MON!
The Barbarians (1987)
Rotten Tomatoes n.a. Zuschauerwertung: 44%
Ein Film aus der Kategorie „so schlecht, dass er schon wieder gut ist“. Die Barbaren haben mich in meiner verdorbenen Kindheit regelmäßig auf VHS besucht. Die Szene, in der sie am Galgen aufgehängt werden, dann jedoch durch Anspannen ihrer abartigen Stiernacken die Stricke platzen lassen und frei kommen, bringt mich heute immer noch zum lachen. Die beiden mega-starken, aber gleichermaßen Vollpfosten-dummen Brüder grunzen und dummbeuteln sich einfach so liebenswert von alberner Szene zu noch albernerer Szene, dass man selbst über den Papp-Lindwurm und die Plastikwaffen hinwegsehen kann.
Beowulf (1999)
Rotten Tomatoes n.a. Zuschauerwertung: 27%
Auch so ein Moped, dessen seltsamen Einfluss auf mich ich nicht erklären kann. Ein unsterblicher Beowulf – die Unsterblichkeit optisch clever herausgestellt durch schneeweiße Haare – kommt auf ein Schloss und hackt Grendel in Stücke. Die klassische, altenglische Story ist nicht neu, doch das qualmende Steampunk-Fabrik-Schloss schon. Besonders furchtbar ist der Spezial-Effekt des brennenden Schlosses am Ende des Films, der wirkt, als hätte man einfach ein kleines Pfadfinder-Lagerfeuer abgefilmt und drüber geklatscht. Trotzdem macht mir der Film Spaß. Ich weiß nicht warum. Es tut mir ja auch Leid und ich fühle mich schuldig. Aber darum ist er ja auch das glanzvolle letzte Stück dieser Liste von „Guilty Pleasures“ …
Honourable Mention:
Big Trouble in Little China (1986)
Rotten Tomatoes 83% (Bei 35 Bewertungen)
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme! Ich dachte eigentlich, dass dieses Machwerk schlechter Spezialeffekte weniger Begeisterung bei den Kritikern hervorgerufen hätte, doch die 35 Bewertungen auf Rotten Tomatoes sagen 83% und machen ihn damit für diese Liste ungültig. Eine etwaige schlechte Bewertung auf anderen Plattformen könnte ich durchaus verstehen, doch die coole Musik, die Asia-Atmosphäre, die 3 Stürme, die „flashy Magic“, Lo Pan, der Mini-Beholder, der geile Antiheld, den Kurt Russell spielen darf, und so vieles mehr machen John Carpenters Big Trouble in Little China für mich trotzdem zu einem immer wieder gern gesehen Gast an feuchtfröhlichen Film-Abenden.